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Ist das Klimathema eine Generationenfrage? – 5 Minuten mit Katharina von Omas For Future Berlin

Katharina Dietze koordiniert die Omas For Future in Berlin und ist Großmutter von sechs Enkelkindern. Sie möchte gern die Verantwortung dafür übernehmen, dass sie früher ein Teil des Problems war – deshalb engagiert sie sich bei den Omas. Sie sagt: „Wir pflanzen die Bäume, in deren Schatten wir nicht mehr sitzen werden.“ Am Rande des Klimastreiks am 3.3.23 haben wir sie zur Seite genommen und sie gefragt: Ist das Klimathema wirklich eine Generationenfrage? Ein Gespräch über Bewusstsein, Generationen und Erstwähler:innen und wie man sich engagieren kann, auch ohne im Rampenlicht zu stehen.

Woher kam das Bewusstsein, der Wunsch, aktiv zu werden? Kam das erst mit Fridays For Future oder war dir vorher schon klar: So, wie es ist, kann es nicht weitergehen?

Ich bin generell sehr interessiert und habe mich immer politisch engagiert. Und dann bin ich über einen Workshop von Campact vor der Bundestagswahl auf die Omas aufmerksam geworden und da habe sofort gemerkt: Das ist es, dafür schlägt mein Herz. Und seitdem bin ich dabei, habe die Gruppe hier in Berlin aufgebaut und ich kann nur sagen: Wir rocken Berlin.

Das Klimathema wird häufig als Generationenfrage und-konflikt stilisiert. Stimmt das?

56 Prozent der Menschen in Deutschland sind über 50 Jahre alt und haben damit eine unglaublich große Macht. Und ich glaube, dass es bei älteren Menschen schon eine relativ hohe Ignoranz gibt, sich dafür verantwortlich zu fühlen. Die gibt es natürlich bei den jungen Menschen auch. Also wenn wir das Wählerverhalten sehen der Erstwähler: Die wählen entweder Grün oder die FDP. Es gibt also eine Spaltung. Ich würde jetzt nicht unbedingt sagen, dass sie immer zwischen jung und alt verlaufen muss. Aber die Alten sind eben auch ein Problem. Von den 56 Prozent derjenigen, die über 50 sind, sind noch mal die Hälfte über 70. Und die zu bewegen, sich beim Wählen anders zu entscheiden, das ist schon eine große Herausforderung.

Muss man diese Leute anders motivieren als jüngere? Ist das auch eine Generationenfrage?

Wie man sie bestmöglich motiviert ist in der Tat eine gute Frage. Also ich denke, dass älteren Menschen insbesondere der persönliche Nutzen, sich klimaneutraler zu verhalten, nahegebracht werden muss. Das geht zum Beispiel darüber, sich gesünder zu ernähren. Deshalb versuchen wir es auf der einen Seite, ihnen ihren eigenen Nutzen aufzuzeigen und auf der anderen führen wir sie spielerisch an die Bereiche Klimakrise, Umwelt und eben Gesundheit heran. Über diese Bezüge wollen wir Interesse wecken – und sie nach Möglichkeit so weit zu motivieren, dass sie sich dann vielleicht auch der Bewegung anschließen.

Insbesondere das Klimathema wird sehr stark in den sozialen Medien und digital verhandelt. Über welche Kanäle erreicht man ältere Menschen besser?

Die Sozialen Medien funktionieren hier nicht unbedingt. Wir sind auf der Straße, wir gehen auf Wochenmärkte, wir gehen zu Veranstaltungen. Wir sind auf allen Klimaschutzstreiks und anderen Demos. Wir gehen vor die FDP-Zentrale und versuchen sie so zu erreichen.

Einige der Generation Ü80 haben Angst vor neuen Sachen, fühlen sich auf Demonstrationen nicht wohl. Was können wir diesen Omas und Opas mitgeben?

Also was ganz wichtig ist: Man muss nicht zu einer Demo gehen. Wir haben ganz viele Aktivitäten, für die es auch viele Menschen braucht. Das heißt, wir treffen uns, wir nähen Rucksäcke oder wir basteln Dinge: Es gibt einfach unterschiedliche Möglichkeiten, sich zu engagieren, ohne in der ersten Reihe zu stehen und ständig Interviews zu geben. Man kann sich auch an anderen Aktivitäten mit sehr, sehr großer Freude bei uns beteiligen. Wir sind so eine tolle Gemeinschaft mit über 70 Regionalgruppen in ganz Deutschland.

Mehr zu Nachhaltigkeit & Klimaschutz gibt es in unserem Gespräch mit Wir Zahlen Nicht und dem Volksentscheid Berlin Autofrei.

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