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Zukunftsangst – Politisch aktiv in unsicheren Zeiten

Die Brücke, die den Bundestag verbindet. Symbolisch für Politik und Ungewissheit, symbolisiert auch Zukunftsangst

Die Ungleichheit nimmt zu, das politische Klima wird rauer. Gemeinsam mit der linken Boulevard-Zeitung revolte haben wir drei junge politisch Aktive gefragt, wie die neue CDU-Regierung ihre Arbeit für mehr soziale Gerechtigkeit, Antirassismus und Klimaschutz beeinflusst – und welche Zukunftsangst sie haben. Nachfolgend stellt Claire die Frage, welche Zukunft die derzeitige Politik für die Jüngeren unserer Gesellschaft noch bereithält. Claire schildert ihre Sorgen und Bedenken, was sie motiviert und ihre Appelle an die Gesellschaft.

Während wir zusehen, wie Kriege eskalieren, Rechtspopulismus in Europa ansteigt und die soziale Ungleichheit weiter wächst, sollen wir gleichzeitig wieder mehr leisten und unendlich produktiv sein?

Weil sie im kulturellen und sozialen Bereich arbeitet, spürt Claire Kürzungen und Kulturkämpfe täglich in der eigenen Arbeit.

Ich bin 26 und arbeite im kulturellen und sozialen Bereich. Ich möchte meine Zukunft aktiv mitgestalten – und bin überzeugt, dass das nur möglich ist, wenn dieses Land den Fokus endlich auf gesellschaftlichen Zusammenhalt legt. Kultur und soziale Gerechtigkeit sind die Seele unserer Gesellschaft. Genauer gesagt würde die Gesellschaft ohne sie zusammenbrechen. Doch die neue Regierung zeigt im Koalitionsvertrag vor allem eines: Ignoranz.

Ich stelle mich aus Überzeugung gegen ein Arbeitsverständnis, bei dem wirtschaftlicher Erfolg und Wachstum im Mittelpunkt stehen und jede*r isoliert für den eigenen Wohlstand arbeitet – weil ich glaube, dass genau das unserer Gesellschaft schon jetzt und langfristig ernsthaft schadet. Gleichzeitig macht mir meine finanzielle Zukunft Angst, wenn ich auf die aktuellen Kürzungen im kulturellen und sozialen Bereich blicke. Und wir müssen uns bewusst machen: Diese Kürzungen sind erst der Anfang.

Meine Generation arbeitet so viel wie seit Jahrzehnten keine mehr in unserem Alter. Trotzdem dreht sich der öffentliche Diskurs fast ausschließlich darum, noch mehr Druck auf uns auszuüben. Viele von uns haben schon während der Schulzeit gearbeitet, um ihre Familien zu unterstützen oder sich das Studium zu finanzieren. Ausbildungsgelder reichen kaum aus, um mit der Inflation mitzuhalten. Und während wir längst leisten, stellen CDU/CSU und Arbeitgeberverbände uns auf Grundlage einer Statistik zum Arbeitsvolumen 2024 als nicht engagiert genug dar.

Diese Ignoranz und Empathielosigkeit frustriert – und macht wütend.
Ich glaube nicht, dass ich damit allein bin, wenn ich sage: Ich habe Angst vor der Zukunft. Wie soll ich motiviert sein, hart zu arbeiten, wenn ich weiß, dass ich kaum Rente bekommen werde? Wenn ich davon ausgehen muss, an der Armutsgrenze zu leben, nur weil ich im kulturellen und sozialen Bereich bleiben möchte?

Politische Entscheidungen müssen uns endlich mit einbeziehen.
Wir sind die Zukunft.

Mehr von Claire seht ihr hier, Kontakt könnt ihr hier zu ihr aufnehmen.

Zu Jessicas Artikel über die Kriminalisierung von Klimaaktivismus geht es hier.

Mit revolte haben wir hier über die Notwendigkeit von linkem Boulevard-Journalismus gesprochen.

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