„Die starke Lobby gegen das Lieferkettengesetz zeigt, dass Unternehmen weiterhin viel zu gut mit der Ausbeutung von Menschen verdienen. Warum sollten sie also damit aufhören? Ohne politische Richtlinien geht es einfach nicht“, sagt Nachhaltigkeitswissenschaftlerin Phoebe Nicette. Am 24.04. vor 12 Jahren ereignete sich der schwerste Fabrikunfall Bangaldeschs. Beim Einsturz des Rana Plaza Gebäudes bei Dhaka wurden 1135 Menschen getötet und 2438 verletzt – die meisten von ihnen junge Frauen. Seitdem fordern Aktivist:innen während der sogenannten „Fashion Revolution Week“ faire Arbeitsbedingungen für alle im Textilsektor weltweit.
Phoebe Nicette erklärt weiter: „Solange selbst Produzenten für Luxusunternehmen wie Dior unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt werden müssen, weil Sie die 2600 Euro Dior Tasche für 53 Euro in italienischen Sweatshops herstellen lassen – solange brauchen wir ein effektives Lieferkettengesetz. Bei dem sogenannten Lieferkettengesetz geht es um die Herstellung und Einhaltung der Menschenrechte, von Umwelt- und Klimastandards entlang der Lieferkette. Nicht mehr und nicht weniger. Das seit 2023 geltende deutsche Lieferkettengesetz soll mit der neuen Regierung wieder abgeschafft werden. Die Einführung des Lieferkettengesetzes auf europäischer Ebene wurde verschoben und soll schlimmstenfalls weiter aufgeweicht werden. Bereits jetzt wären auf Europäischer Ebene nur Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten und 450 Millionen Euro Jahresumsatz betroffen.
Was viele Unternehmen (teilweise zurecht) als Bürokratiemonster bezeichnen, aufgrund der zahlreichen Berichtspflichten, ist ein wichtiger Schritt in Richtung unternehmerischer Verantwortung. Lieferketten, in denen Menschenrechte nachweislich eingehalten werden, schmälern möglicherweise (!) Gewinne. Kapitalismus ist opportunistisch.
Daher haben Unternehmen im Kapitalismus kein wirtschaftliches Interesse an der Einhaltung von Menschenrechten – außer eine nicht-Einhaltung wird mittels gesetzlicher Sorgfaltspflichten oder durch Konsument:innen mit Umsatzeinbrüchen bestraft (anderer Grund, gleiches Ergebnis: Teslas aktuelle Umsatzeinbrüche).“ Deshalb braucht es ein Lieferkettengesetz – damit Rana Plaza sich nicht mehr wiederholt.
Was Angie vom nachhaltigen Berliner Upcycling-Label Therapy recycle & exorcise zu Fast Fashion sagt: hier.