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NoBnb: Athens Kampf gegen Massentourismus und Kurzzeitvermietungen

Vom Airbnb Balkon hinunter - schön, aber für die Menschen vor Ort unbezahlbar

Es war einer der Erfolge gegen Massentourismus und für mehr bezahlbaren Wohnraum der letzten zwei Wochen. In Spanien muss die Reiseunterkunftsplattform AirBnB rund 66.000 Wohnungen löschen. Was vor zunächst noch eine nette Idee war – Anwohner:innen können Reisenden die Türen zu ihrer Wohnung öffnen, verdienen sich ein wenig Geld dazu und Tourist:innen reisen lokaler und bauen Kontakte auf – wurde in den vergangenen Jahren zu einem der größten Probleme der Reisebranche. In beliebten Reiseorten und größeren Städten kommt es immer mehr zum Wohnungsmangel. Denn Unternehmen und reiche Expats haben schnell erkannt, wie sie sich das Airbnb-Prinzip zunutze machen können: Schöne und zentrale Wohnungen in Ländern mit geringerem BIP, geringeren Lebenshaltungskosten und niedrigeren Preisen günstig kaufen und für Kurzzeitvermietungen für viel Geld online anbieten.

So weit, so bekannt. Aber endlich tut sich was gegen die teuren Airbnbs und co. Spanien macht den Anfang – aber auch andernorts nehmen Bevölkerung und Regierungen die Kurzzeitvermietungsübermacht nicht mehr hin. Über erste Schritte, die aber kaum reichen.

Griechenland ertrinkt in Kurzzeitvermietungen

Bereits seit Januar 2025 gilt in Athen: In diesem Jahr können keine neuen Wohnungen für Urlauber:innen mehr registriert werden. Das ist aber weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn in Athen werden über Online-Dienste bereits 18.000 Wohnungen für Kurzzeitvermietungen angeboten. Ein Blick in die Hauptstadt eines Landes, das indirekt über ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes mit dem Tourismus verdient, während Menschen in Athen und Thessaloniki gleichzeitig bis zu 70 Prozent ihres Gehalts für die Miete ausgeben. In Athen übersteigt die Nachfrage nach Mietwohnungen fünf mal das Angebot. Und oftmals sind es ältere Wohnungen, die angeboten werden – die sanierten wanderten vor dem neuen Gesetz in der Regel sofort auf den Markt der Kurzzeitvermietungen.

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Blick vom Strefi-Hügel in Exarchia auf die Akropolis.

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Wo die Menschen den Kampf gegen Kurzzeitvermietungen selbst in die Hand nehmen

Die meisten Graffities gegen Airbnb und ähnliche Plattformen sind in Athens Exarchia zu finden. Online wird der Bezirk als alternatives Szene- und Barviertel angepriesen. Es ist aber auch ein hochpolitisches, eines, in dem die Leute die Tourist:innen an jeder Ecke darauf aufmerksam machen, was ihre günstigen Unterkünfte für die Menschen vor Ort heißen. Und während das natürlich legitime Versuche sind, den eigenen Wohnraum zu verteidigen, reicht es doch nicht. Regierungsseitige Regulierungen müssen ähnliche Größenordnungen wie in Spanien annehmen, damit sich überhaupt wirksam etwas ändern kann.

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Ja, aber die Wirtschaft?!

Das Lieblingsargument derer, die sich für weniger Regulierungen einsetzen: Mehr Regeln und Gesetze würden der Wirtschaft schaden. Das kann der Athener Bürgermeister mit einer einfachen Zahl entkräften: Jede reisende Person würde derzeit nur circa 40 Cent in die Athener Kassen spülen – nicht pro Tag, sondern pro Aufenthalt. Würde das ein wenig mehr werden, würden das die Reisenden selbst wohl kaum bemerken. Oder anders herum gefragt: Welche Tourist:innen haben sich ernsthaft mal von einer Reise abbringen lassen wegen einer Kurtaxe?

Natürlich lösen auch kleine Abgaben das Problem genauso wenig wie ein kurzfristiger Registrierungs-Stopp von Kurzzeitvermietungen oder Graffitis gegen Overtourism und Airbnb. Aber zusammengenommen zeigen sie alle: Man kann sich auf unterschiedlichen Ebenen wehren. Und die Athner:innen fangen damit gerade erst an.

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