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Die Kommodifizierung von Aktivismus

Bei Reversed sprechen wir viel über und mit NGOs, Initiativen und Aktivist:innen. Wir finden es wichtig, ihnen zuzuhören. Denn NGOs arbeiten jahrelang intensiv zu spezialisierten Gerechtigkeitsthemen, sammeln unglaublich viel Wissen an und stellen wichtige Daten zur Verfügung. Dieses Wissen wollen politische Entscheidungstragende oder Medien dann aber oft gar nicht hören – oder werten es sogar ab. Weshalb das so ist, dazu an anderer Stelle mehr. Wir haben hier ein sehr spannendes Gespräch geführt. Deshalb liegt mir auch nichts ferner, als die hart arbeitenden kleinen Vereine, Initiativen und Aktiven schlecht darzustellen. Im Gegenteil. Ich bewundere nicht nur ihre Expertise, sondern auch ihre Ausdauer, ihre Motivation und ihr Durchhaltevermögen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Kraft es kostet, unabhängige Initiativen zum Laufen zu bringen und am Leben zu erhalten (case in point: Dieses Magazin). Und jetzt kommt das aber. Es gibt einige Tendenzen im aktivistischen Raum, die ich dringend besprechen möchte. Diese Tendenzen sind dem Aktivismus auch nicht exklusiv, sondern lassen sich ebenso im medialen Betrieb, in Kultur- und Literaturbereichen beobachten: Die Kommodifizierung von Aktivismus.

Die Kommodifizierung of everything

Dass Personen und Gesichter in bestimmten Kontexten wichtiger sind als die Inhalte, für die sie stehen, ist bereits kommunikationswissenschaftlich belegt: In einer konkreten wegweisenden Studie wurden Wahlplakate und die Äußerlichkeiten der abgebildeten Politiker:innen mit Charaktereigenschaften assoziiert. Und ich möchte hier nur so viel sagen: Attraktivität war bei den Zuschreibungen nicht hinderlich. Das Social-Media-Zeitalter hat diese Personengebundenheit perfektioniert. So sehr, dass bekannte Influencer Buchverträge bekommen, während der Literaturbetrieb für die meisten Menschen nur über Kontakte oder sehr viel Glück zugänglich ist. Also für Normalsterbliche quasi gar nicht. Auch bei Models, Musiker:innen und sogar Journalist:innen: Was zählt, ist die Reichweite, sind die Follower als Währung. Aber auch dazu an anderer Stelle einmal mehr. Denn heute geht’s um Aktivismus.

Aktivismus verkaufen

Ich möchte heute über den Aktivismus sprechen, weil diese Tendenz hier aufgrund der dem Aktivismus inhärenten Werten am deutlichsten – und deshalb vielleicht auch am problematischsten ist: Es geht um konkrete Personen, ein Geld Machen mit dem „Guten“ und dass sich viel zu wenig Mühe gemacht wird, „die Sache“ vor die Person zu stellen. Sondern eben anders herum. Für den eigenen Profit. Es geht um Performativität und Geld. Ich habe vier Beispiele mitgebracht, die besser illustrieren können, was mein konkreter Punkt ist und was ich mit Kommodifizierung von Aktivismus meine.

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