Über die letzten zehn Jahre ist der Hambacher Wald zum Symbol für den Widerstand gegen den Braunkohleabbau geworden. Denn trotz regierungsseitiger Klimaschutzvorhaben wird für Kohle immer weiter Wald gerodet. Begleitet von medialer Aufbereitung und großer landesweiter Unterstützung besetzten Aktivisti Teile des Hambacher Waldes über mehrere Jahre. Aber auch nach der Räumung des Camps 2018 blieben die Natur- und Klimaschützer:inenn aktiv. Nur eben weitestgehend abseits der allgemeinen Öffentlichkeit. Ende 2024 besetzten sie den Erbwald „Sündi“ am Rande des Hambacher Waldes, um dessen Rodung durch RWE zu verhindern.
Die Besetzung des Sündi
Das Umweltkollektiv Wald statt Asphalt schreibt zur Besetzung folgendes: „Die Besetzung des Erbwaldes (Sündi) nahe des Hambacher Waldes ist ein entschlossener Widerstand gegen die Zerstörung durch den Kohleabbau und gegen die klimapolitischen Fehlentscheidungen der letzten Jahre. Sie ist ein Zeichen der Entschlossenheit, gegen die Zerstörung von Natur und die Profiteure fossiler Brennstoffe zu kämpfen. Der Widerstand ist ein Appell an alle, Verantwortung zu übernehmen und für eine nachhaltige, klimafreundliche Zukunft einzutreten.“ – Bisher wohl vergeblich: Stand jetzt soll der Sündi in der kommenden Rodungssaison, Oktober bis Februar, zerstört werden.
Und das, obwohl er durch eine aktive Fauna als „besonders schützenswert“ gilt. Fotojournalist Jacob Hehlke war Anfang des Jahres vor Ort und hat die Besetzung dokumentiert.




Weshalb ist der Sündi medial nicht präsent?
Wir haben Wald statt Asphalt außerdem gefragt, weshalb es für den Erbwald Sündi so schwierig ist, die gleiche mediale Aufmerksamkeit wie für den Hambacher Wald oder Lützerath zu bekommen.
„Dem Höhepunkt der Proteste ging ein extremer Dürresommer voraus. Mehrere große NGOs hatten sich dem Thema per Cross-Campaigning angenommen. Im Sommer 2018 mobilisierten gefühlt alle großen NGOs zum Hambi. Und Der Hambi war damals die einzige aktive Waldbesetzung und die Aktionsform war damals noch vgl. „unverbraucht“ (nach den Protesten gegen den Frankfurter Flughafenausbau hatte es lange nichts derartiges). Aktuell gibt es viele aktive Besetzungen, die um Aufmerksamkeit ringen. Das ist einerseits erfreulich, bedeutet aber auch, dass es aktuell nicht mehr die zentralen Kristallisationspunkte der Klimabewegung a la Hambi und Lützi gibt, sondern die Proteste eher denzetral oder mit regionalen Schwerpunkten stattfinden“. Und das ist natürlich insbesondere dann zusätzlich schwierig, wenn die Themen Klimawandel und Umweltschutz aus der allgemeinen Öffentlichkeit weitestgehend verdrängt wurden.
Für das Kollektiv und die Aktiven ist aber trotzdem klar: Sie machen weiter. Für mehr Klima- und Umweltschutz und die Erhaltung des Sündi – hoffentlich.



Mehr zu Besetzung fürs Klima gibt es hier, hier und hier.
besonders „schön“: das Gotteshaus in verwüsteter Landschaft…
„gegen die Zerstörung von Natur“
Danke für das wording! Profitorientierte Denkfabriken hatten im allgemeinen Sprachgebrauch erfolgreich „Natur“ durch „Umwelt“ ersetzt, womit „Natur“ zu etwas wurde, das irgendwie um uns herum vorhanden ist, wir aber kein Teil von ihr mehr seien…
Lasst uns angewöhnen, wieder mehr „Natur“ zu sagen 🙂