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Wir brauchen eine andere Klimakonferenz

Offiziell ginge morgen die 30. Klimakonferenz Conference Of The Parties „COP 30“ in Belém, Brasilien, zuende. Rund 50.000 Menschen nehmen dieses Jahr teil. Einige von ihnen müssen aus Hotelmangel in Kreuzfahrtschiffen untergebracht werden (kein Witz). Durch den Amazonas wurden im Vorfeld der Konferenz neue Straßen gebaut (leider auch kein Witz). Delegationen aus aller Welt werden in Privatjets für wenige Tage oder teilweise nur Stunden durch die Gegend geflogen. Hände schütteln, im Falle des deutschen Bundeskanzlers das Austragungsland brüskieren und weitestgehend unverrichteter Dinge wieder wegfliegen. So wirkt es für viele Menschen, die die Konferenz verfolgen. Und natürlich ist das nicht alles.

Die Klimakonferenz ist überholt

Natürlich wurde in den letzten Jahren für den Klima- und Umweltschutz einiges erreicht. Das ist auch den Klimakonferenzen zu verdanken, ohne die wir um einiges schlechter dastünden. Das 1,5-Grad-Ziel, das zehn Jahre lang Hoffnung gab und Motivatior war, wurde ja schließlich auch auf einer Klimakonferenz, 2015 in Paris, verhandelt. Heute gilt es weitgehend als verfehlt. Es muss mehr getan werden als das, was die COP heute noch halbherzig verspricht. Deshalb sagen wir unter diesen Vorzeichen: Schluss mit diesem riesigen aufgeblasenen Lobbykonstrukt von Konferenz. Sie ist teuer, ironischerweise absurd klimaschädlich, voller Unternehmen der Öllobby und ihre Ziele werden auch nicht eingehalten.

Die Notwendigkeit von Austausch

Es braucht ohne Frage einen konstruktiven Austauschraum, der sich ausschließlich Klimafragen widmet. Deshalb brauchen wir eine Klimakonferenz, die den Namen verdient. Eine Konferenz, in der NGOs und Zivilgesellschaft in den gleichen Räumen an Austausch und Verhandlungen teilhaben können wie politische Delegationen. Derzeit tagt die Zivilgesellschaft abseits der eigentlichen Konferenz, wird auf Nebenschauplätzen abgespeist. Klar, dort können sie sich vernetzen, aber nicht maßgeblich den Verlauf der Konferenz beeinflussen.

Es braucht eine Konferenz, in der Wissenschaft nicht nur gehört wird, sondern bei klimatechnisch nicht ausreichenden Entscheidungen auch ein Veto einlegen kann. Eine Konferenz, bei der Indigene auch gehört werden und die nichtnur symbolisch im Amazonasgebiet stattfindet. Denn mehr als ein Symbol war es nicht. Zur Erinnerung: die letzten beiden COPs haben in den Ölnationen Aserbaidschan und Vereinigte Arabische Emirate stattgefunden.

Wir brauchen eine Konferenz, bei der Öl- und Automobilfirmen keinen Einfluss nehmen. Und eine Konferenz, bei der diejenigen Nationen, die am meisten unterm Klimawandel leiden (und leiden werden) proportional mehr Raum gegeben wird.

Und eine Konferenz, deren Ergebnisse ernst genommen werden. Und nicht wie das 1,5-Grad-Ziel über die Jahre als utopisch abgestempelt werden. Stichwort: Internationale Verpflichtungen.
Natürlich fühlt sich das gerade weit entfernt an, wenn die gleichen Staatschefs, die national gegen Klimaschutz agitieren, auf der konferenz die Verhandlungen führen. Aber so, wie die Konferenz derzeit geführt wird, ist sie gerade nichts mehr als eine Farce. Ein Greenwashing-Anstrich, damit Merz und co sagen, sie würden ja was tun. Diesen Vorwurf müssen sie sich derzeit gefallen lassen, auch wenn die eine oder andere wichtige Sache auf der COP verhandelt wird. Sie müssen sich diese Unterstellung so lange anhören, bis sich an dem Konzept der Konferenz etwas ändert.

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